29.07.2025
Siegen/Paderborn

„Im Liebesbund sind zahlreiche Spuren von Mut zu erkennen“

Pontifikalamt mit den französischen Gästen: Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin aus Le Mans ruft am Libori-Montag zu gläubiger Hoffnung auf / Empfang im Bischofsgarten

Paderborn (pdp) Im Jahr 836 schenkte das Bistum Le Mans die Reliquien seines früheren Bischofs Liborius dem noch jungen Bistum Paderborn – seitdem verbindet beide Diözesen ein „Liebesbund ewiger Bruderschaft“. Diese innige Verbindung werde „als tiefe und heilige Gemeinschaft gelebt“, betonte Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin am Libori-Montag, 28. Juli 2025, im Paderborner Dom. Der Nachfolger des heiligen Liborius auf dem Bischofsstuhl von Le Mans feierte traditionell das Pontifikalamt mit den französischen Gästen. Mit Blick auf das Libori-Leitwort „Vertrauen ins Morgen“ rief der Bischof von Le Mans zu Hoffnung auf, die von Gott kommt.

Es sei „wichtig, dass wir unsere Freundschaft immer wieder neu pflegen und aus dem gemeinsamen Vertrauen der letzten Jahrhunderte auch Vertrauen ins Morgen gewinnen. Unsere Freundschaft ist Geschenk und Aufgabe zugleich“, sagte der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz bei seiner Einführung in den Gottesdienst. Die Basis sei „das gewachsene Vertrauen“. Dieses kam im Gottesdienst auch zum Ausdruck: Lesung und Evangelium wurden auf Französisch vorgetragen, die Fürbitten abwechselnd in beiden Sprachen.

Auch während Libori gefeiert werde, gefährde weltweit Vieles eine gute Zukunft der Menschheit, erklärte Bischof Dr. Vuillemin in seiner Predigt, die er in französischer Sprache hielt: „In der aktuell unruhigen Zeit erleben wir Krisen und einen Mangel an verlässlichen ethischen Orientierungspunkten. Diese sind dazu angetan, uns jegliche Hoffnung zu nehmen.“ Wenn es scheinbar keinen Grund zur Hoffnung mehr gebe, sei die auf den Glauben gegründete Hoffnung am stärksten, zeigte sich der Bischof von Le Mans überzeugt: „Die auf den Glauben gegründete Hoffnung richtet unseren Blick auf die Zukunft und gibt uns Zuversicht für das Morgen. Weil sie von Gott kommt, unterscheidet sich die gläubige Hoffnung von der einfachen Hoffnung.“

Jesu Blick für die Potenziale haben

Die Zeit, in der Jesus ein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe verkündet habe, sei „weder besonders friedlich noch fröhlich“ gewesen, erinnerte Bischof Dr. Vuillemin. Jesus habe trostlose Umstände erkannt, aber mit hoffnungsvollem Blick auch „die ungeahnten Möglichkeiten derer gesehen, die sich von seinem Wort ansprechen lassen“, veranschaulichte der Bischof von Le Mans. „Weil wir unseren Blick auf unsere Zukunft in Gott richten, können auch wir das Mögliche in jedem Mitmenschen sehen. Lieben heißt, wie Christus das Mögliche in jedem Mitmenschen zu sehen.“

Den Krisen in der Kirche „müssen wir mit Weitsicht und Demut begegnen“, forderte Bischof Dr. Vuillemin. „Glaube, Hoffnung und Liebe drängen uns, allen menschlichen Realitäten mit der Entschlossenheit zu konstruktivem Handeln zu begegnen.“ In der Freundschaft zwischen den Kirchen von Paderborn und Le Mans seien „zahlreiche Spuren von diesem Mut“ zu erkennen, der dem Evangelium entspringe.

Heilige wie Liborius würden den Weg in die auf Gott gründende Zukunft weisen, unterstrich Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin zum Abschluss seiner Predigt: „Die Heiligen aller Generationen haben sich für das Gute eingesetzt. Die Erinnerung an ihre Heiligkeit erhellt weiterhin unseren Weg in der Nachfolge Christi. Mögen alle Feierlichkeiten anlässlich des Liborifestes auch weiterhin unser Vertrauen in eine vielversprechende Zukunft nähren.“

Freundschaft gemeinsam belebt

Nach dem Pontifikalamt trafen sich die französischen Gäste auf Einladung von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz im Bischofsgarten. Domkapitular Dr. Thomas Witt, Vorsitzender der deutsch-französischen Liborius-Fraternität, bedankte sich bei Erzbischof Dr. Bentz, „für das große Interesse, das Sie in diese Freundschaft gebracht haben“. Sowohl dem Paderborner Erzbischof als auch Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin dankte Dr. Witt dafür, die Freundschaft zwischen Le Mans und Paderborn neu belebt zu haben. Der Bischof von Le Mans machte darauf aufmerksam, dass sowohl er als auch der Paderborner Erzbischof Bienenbesitzer seien. „Im Jahr 2027, zum 400-jährigen Jubiläum der Rückkehr der geraubten Libori-Reliquien, können wir dann den Honig der beiden Bistümer vermischen“, schlug der Bischof von Le Mans für die Zukunft vor.

Hintergrund: Zeugnis des Liebesbundes

Als Zeugnis des „Liebesbundes ewiger Bruderschaft“ zitierte Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin in seiner Predigt aus einem Brief, den das Domkapitel von Le Mans 1205 an die Domherren von Paderborn sandte. Darin heißt es unter anderem:

„Der heilige Liborius hat sein Werk bei uns in Le Mans begonnen, aber euch, Christen von Paderborn, hat er selbst zur Vollkommenheit geführt. Er hat uns geheiligt, als er hier in Le Mans auf Erden war; nun ist er im Himmel euer Oberhaupt. Er wurde uns vorübergehend gegeben: Er gehört für immer euch. Er hat uns seiner leiblichen Gegenwart beraubt, aber niemals wird euch oder uns der Schatz seiner geistigen Hilfe fehlen. Lasst uns gemeinsam den allmächtigen Vater für die glorreichen Verdienste des seligen Liborius preisen.“

1: Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin (M.) feierte als Nachfolger des heiligen Liborius auf dem Bischofsstuhl von Le Mans das Pontifikalamt mit den französischen Gästen am Libori-Montag, rechts daneben der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

_2: Nach dem Pontifikalamt im Hohen Dom fand ein Empfang für die französischen Gäste im Bischofshaus statt. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

_3: Einzug in die Paderborner Bischofskirche: Der Bischof von Le Mans, Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin zog als Zelebrant des Pontifikalamts mit Bischofsstab in den Hohen Dom ein. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

_4: Viele Gläubige feierten das Pontifikalamt mit den französischen Gästen im Paderborner Dom mit, am Altar waren zahlreiche Konzelebranten zum festlichen Gottesdienst versammelt. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

_5: Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin beim Auszug aus dem Paderborner Dom, links der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

_6: Beim Empfang im Bischofsgarten unterstrichen Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz (l.) und Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin (M.) stellvertretend für alle Gäste die Lebendigkeit der Freundschaft zwischen Le Mans und Paderborn. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn