19.09.2024
Siegen-Weidenau

Orgelkonzert mit Prof. Wolfgang Seifen in St. Joseph

Ein ganz besonderes Orgelkonzert präsentierte Wolfgang Seifen am Samstag, den 14.9. in St. Joseph. Herr Seifen war von 2000 bis 2022 Professor für Improvisation und Liturgisches Orgelspiel an der Universität der Künste in Berlin.

Im Jahr 2004 wurde er zum Titularorganisten an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin berufen. Neben zahlreichen Kompositionen, wie z.B. der „Missa Solemnis“ für großes Orchester, Chor und Orgel „Tu es Petrus“, die zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. im Petersdom zu Rom uraufgeführt wurde, ist Wolfgang Seifen vor allen Dingen als Improvisator weltberühmt geworden. Im Gespräch vor dem Konzert erklärte Seifen, dass er sich auf Improvisationen nicht vorbereite, also keine Strukturen oder etwas Ähnliches im Kopf habe.

In seinem barocken Präludium, Adagio und Fuge zu Beginn des Konzertes meinte man, eine neues Bach-Werk heraushören zu können: jeder Ton erschien trotz spontanen Einfalls genau durchdacht und Seifen präsentierte ein wunderschönes Adagio und eine tadellose Fuge, die auch bei der Improvisation alle Regeln der Kontrapunktik befolgte und dabei hoch virtuos und klar artikuliert gespielt wurde mit einem spritzigen Thema, das an J. S. Bach erinnerte.

Dann folgten 2 Charakterstücke im deutsch-romantischen Stil. Es erklangen wunderschöne, weit ausschwingende Melodiebögen in spätromantischer Harmonik und eine quirlige impressionistisch anmutende Arabeske, die hoch virtuos und fein registriert dargeboten wurde.

In seiner 5sätzigen Symphonie pour Grand Orgue schöpfte Wolfgang Seifen alle Möglichkeiten der Orgel aus und präsentierte das gesamte Klangspektrum. Die Sätze Allegro risoluto, Andante cantabile, Scherzo, Adagio espressivo und Finale wirkten wie eine bis ins Detail ausgereifte, neoromantische Komposition und die improvisatorischen Einfälle überraschten und faszinierten die Zuhörer/innen immer wieder aufs Neue. Nach gewaltigen Klangkaskaden, die an höchst dramatische Filmmusik erinnerte, ebbte die Dynamik schnell wieder ab und es tauchten solistische Register mit reizvollen melodischen Ideen auf, die durch die Benutzung unterschiedlichster Oktavlagen ganz neu und bezaubernd klangen. Einige Themen waren von Literatur inspiriert, so blitzte z.B. im fulminanten Finale ein Thema des Jubiläums- Komponisten Anton Bruckner auf.

Das begeisterte Publikum entließ den Meister-Improvisator erst nach einer entzückenden Zugabe über das Brahms-Lied „Guten Abend-gute Nacht“.

Helga Maria Lange